Alfred Sturzenegger sieht hin, wählt aus und vertraut den Dingen, den Zeichen, der Zeichnung: Selbst das Kleinste, Unscheinbarste kann eine Erfahrung vermitteln. Er vertraut dem Eindruck. Er sucht seine Themen nicht, sondern ist aufmerksam, achtsam, nimmt sich die Zeit und beginnt zu arbeiten. Nichts passiert vorsätzlich, stattdessen spielen Zufälle eine ebenso wichtige Rolle wie die Konzentration während der Arbeit. Alfred Sturzenegger behält, was er für gut befindet: ein Blatt, aus Papier oder von einem Baum, ein Stück Wellpappe, etwas Silberpapier, ein Wort, eine Postkarte, unbedruckte Zeitungsbünde, gelochtes Packpapier. Er gibt den Dingen Raum, einen Rahmen und sorgsam ausgewählte Nachbarn. Es ist eine fragile Balance: Sind zwei Dinge beieinander, entspinnt sich ein Dialog. Kommt ein drittes hinzu, nimmt die Geschichte eine andere Wendung. Ein viertes Element eröffnet neue Ansichten, einen neuen Gesamtklang.
Stets sind die Töne gemischt, es sei denn, sie sind gefunden: Ein hellblaues Papier ergibt ein sanft leuchtendes Farbfeld. Es strahlt in den Raum hinein und ist offen, ein Angebot. Das gilt für alle Arbeiten Sturzeneggers. Sie sind persönliche Äusserungen und drängen sich nicht auf. Sie sind einfach da, involvieren niemanden und ermöglichen doch vielfältige Erfahrungen. Nichts muss, alles kann. Das Leben ist nie sicher. Auch für Alfred Sturzenegger nicht, von Anfang an. Seit 40 Jahren bestimmt die künstlerische Arbeit sein tägliches Tun, sie ist seine Identität.