Aus stabil wird labil, aus genormt wird verformt: Die St.Galler Künstlerinn Annina Thomann arbeitet mit Industriekeramik. Sie verwendet das standardisierte Baumaterial als Ausgangsstoff für materielle, formale und räumliche Experimente.
Backsteine werden in der Industrie in grossen Mengen und immer gleichen Massen gefertigt. In Ziegeleien wird aufbereiteter Ton in die richtige Form gepresst, in der richtigen Länge zurecht geschnitten, getrocknet und anschliessend gebrannt. In diesen hochtechnologischen Herstellungsprozess greift Annina Thomann ein. Sie lässt andere Abschnittsgrössen zu und setzt die weichen Rohlinge unterschiedlichen Krafteinwirkungen aus. Die unterschiedlich langen Quader werden zerteilt, fallen gelassen, gedrückt und gequetscht. Sie biegen und wölben sich und das ursprünglich glatt verarbeitete Material reisst ein. Das Innenleben der Backsteine wird freigelegt, aus rechteckigen Löchern werden im Zerteilungsprozess dreieckige Schächte oder verzerrte Öffnungen. Der Zufall ist selbstverständlicher Bestandteil dieser Formungsprozesse. Er wird nicht nur zugelassen, sondern bewusst integriert.